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Fontus: Diese Flasche für Radfahrer verwandelt Luft in Trinkwasser

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Besonders bei Outdoor-Sportarten wie Fahrradfahren ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Der Körper verliert weit mehr Flüssigkeit als der Sportler wahrnimmt, da die Schweißtropfen auf der Haut durch Wind und Sonne schnell trocknen. Gerade an heißen Tagen ist die Wasserflasche viel zu schnell leer und der nächste Brunnen oder Gasthof noch immer mehrere Kilometer entfernt. Dabei liegt das Gute so nah – nämlich in der Luft: Die Erdatmosphäre enthält konstant rund 13.000 Kubikkilometer H2O.

Um dieses als Trinkwasser nutzen zu können, entwickelte Industrie-Designer Kristof Retezár von der Universität für Angewandte Kunst in Wien ein innovatives System namens Fontus. Es besteht aus einer speziellen Apparatur mit integrierter Trinkflasche, die am Fahrradrahmen befestigt wird. Bei optimalen Bedingungen soll sich die Flasche innerhalb von nur einer Stunde mit einem halben Liter Wasser vollständig auffüllen.

 

 

Fahrtwind als Durstlöscher

Ein Kühlelement lässt die Luftfeuchtigkeit kondensieren

Die ausgeklügelte Technik ist bei Fontus in der Halterung versteckt. Im aerodynamisch geformten Gehäuse ist ein elektrothermischer Wandler, ein sogenanntes Peltier-Element, eingebaut. Das mit Strom betriebene Gerät besteht aus zwei Komponenten, wovon die obere gekühlt, die untere erhitzt wird. Der in der oberen Kammer aufgefangene Fahrtwind kühlt dadurch soweit ab, dass die darin enthaltene Luftfeuchtigkeit kondensiert und das gesammelte Wasser durch einen Filter in die Trinkflasche geleitet wird.

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Um Wasser aus der Luft ziehen zu können, braucht das System – das passenderweise nach dem römischen Gott der Quellen und Brunnen benannt ist – eine Außentemperatur von mindestens 20 Grad Celsius. Zudem wird eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 50 Prozent benötigt, die jedoch nur in warmer Luft vorhanden ist. Den für das Kühlelement benötigten Strom liefern bei Sonnenschein Solarzellen, bei schlechtem Wetter springt ein Akku ein.

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Momentan hat der Prototyp noch einen weiteren Haken: Er besitzt zwar ein Filtersystem, das grobe Verunreinigungen wie Staub oder Insekten aus der Luft aussiebt, aber noch keines, das auch schädliche Stoffe wie Feinstaub auffängt. „Das gewonnene Wasser ist sauber, solange die Luft nicht übermäßig verschmutzt ist“, erklärt Kristof Retezár. „Ursprünglich war die Flasche nur für den Gebrauch in der freien Natur gedacht, aber wir denken bereits über ein weiteres Modell mit Kohlenstoff-Filter nach, das auch entlang vielbefahrener Straßen oder im Stadtverkehr verwendet werden kann.“

Auch für Wanderer

Die Variante „Fontus Airo” funktioniert ohne Bewegung

Neben dem Modell fürs Fahrrad meldete der Erfinder auch die Variante „Fontus Airo“ zum Patent an. Hier befindet sich das Kühlelement im Deckel und das Solarmodul für die Stromversorgung in einer flexiblen Manschette mit USB-Anschluss. Dieses System kann bei ausreichend Sonnenlicht und Luftfeuchtigkeit auch stationär – also ohne Bewegung – Wasser aus der Luft ziehen. Damit wären auch Wanderer oder Kletterer nicht mehr darauf angewiesen, große Wasservorräte einzupacken und könnten ihre Touren unabhängig von Einkehrmöglichkeiten planen. Aufgrund des Fahrtwindes dürfte die Anwendung am Fahrrad jedoch deutlich ergiebiger sein.

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Neben dem Einsatz im Sportbereich ist laut Retezár auch die Verwendung in Regionen denkbar, in denen aufgrund geringer Niederschlagsmengen Wassermangel herrscht. Menschen, die nur über einen eingeschränkten Zugang zu sauberem Trinkwasser verfügen, könnten ihren Flüssigkeitsbedarf mit der Kondenswasser-Flasche zumindest bis zu einem bestimmten Grad decken. Besonders Gebiete mit einem niedrigen Grundwasserspiegel, aber einer hohen Luftfeuchtigkeit, könnten von der Erfindung profitieren.

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Mit seinem Fontus-System hat Retezár bereits mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen. Aktuell plant der Österreicher die Weiterentwicklung seiner Erfindung über eine Crowdfunding-Kampagne zu finanzieren. Nach aktuellem Stand sollen die beiden Fontus-Varianten bei erfolgreicher Markteinführung um die 100 Dollar (90 Euro) kosten.

Bilder: Facebook – Fontus

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